2.2. Semasiologie und Onomasiologie der ‚Brombeere'
 
c) Onomasiologie

Durchgängige Bedeutung: ‚Brombeer'

  

A. Benennung nach dem Strauch


1. Dornstrauch (siehe semasiologischen Teil)

RhWb: Brame, Bram - beere (Bd. 1, Sp. 901, Z. 55 - 903 Z.45), Brabeere (Bd.1, Sp. 893, Z.6 - 8); Brimme (Bd. 1, Sp. 980, Z6 - 49; Frambeere (Bd.2, Sp. 724, Z6 -7):
LuxWb: Bromelen; Brom(m)el-/-dar, - heck, -ter (Bd.1, S.157); Primmeren (Bd.3, S. 385)
PfWb: Brombeere (Bd.1, Sp. 1245 - 1246), Brummelsbeere (Bd. 1, Sp. 1285); Bimbeere (Bd.1, Sp.909, Z.21 - 23)
LoWb: Bräm (S. 60), Brimber (S.64), Brombier (S. 66), Bräcke (S. 59):

ElsWb: Brambeer, Brombeer, Brombere, Bromer(e), Bromert, Brämer, Bromter, Blomber, Blomber, Blomere (Bd. 2, S.77); Pfräme (Bd. 2, S.149); Bram. Bräm, Brämer, Bromele (Bd. 2, S. 189); Bramereheck (Bd. 1, Sp. 317)


2. Dornen
Im Unterschied zur Himbeere sind besonders die Brombeerranken mit Dornen versehen. Ähnlich wie bei der Normalbezeichnung "Brombeere", abgeleitet von ahd. brama, "Dornbusch", ist es daher nicht selten, dass die Früchte der Pflanze nach den charakteristischen "Dornen" benannt werden.

PfWb.
Dorn(en) -, Dörner - beere (Bd. I, Sp.356, Z. 39 - 51)
Formen: Dornbeer, Pl. -beere: Elschbach (Kr. Kusel), Hohenecken (Kr. Kaiserslautern), Linden (Kr. Kaiserslautern); Elmstein (Kr. Neustadt/Weinstraße); Dornebeer: Iggelbach (Kr. Neustadt/Weinstraße); Dern- Dernerbeer: Mittlere Pfalz; Darmbeer: Kindsbach (Kr. Kaiserslautern); Dermbeer: Bechhofen (Kr. Zweibrücken); Dornel-, Dorm-, Doorbeer: Bobenheim am Rhein (Kr. Frankenthal)


3. Wirkung der Dornen
Nach der Wirkung der Dornen wird die Brombeer vor allem in der Eifel auch "Schmerzbeere" genannt, wobei hierbei nicht auszuschließen ist, dass sich diese Bezeichnung auch von "Schwarzbeere" (siehe unten) ableitet und nur volksetymologisch mit den schmerzen-verursachenden Dornen verbunden wird. Darüber hinaus gilt das Synonym "Kratzbeere" als eine der häufigsten Ausdrucksformen für die "Brombeere", vor allem in Sachsen, im südwestlichen Thüringen, im Vogtland entlang der tschechischen Grenze, das nördliche und östliche Böhmen, große Teile Ober- und Niederschlesiens bis nach Liegnitz, außerdem zum Teil auch in Niederlausitz und Sommerfeld und in Ostpreußen z.B. im Gebiet um Königsberg (heute Kaliningrad). Für den (süd)westdeutschen Untersuchungsbereich ist allerdings lediglich die Form "Schmärzbeere" belegt.

RhWb
Schmärz - beere (Bd. 7, Sp. 1443, Z. 48 - 56)
Formen: Schmärzbeer, Schmerz-, Schmierz-, Schmeazbeer: Ammelding (Kr. Bitburg), Biersdorf (Kr. Bitburg), Dockendorf (Kr. Bitburg), Ehlenz (Kr. Bitburg), Geichling (Kr. Bitburg), Koxhausen (Kr. Bitburg), Niederweis (Kr. Bitburg), Utscheid (Kr. Bitburg), Wiersdorf (Kr. Bitburg), Wolsfeld (Kr. Bitburg), Falkenauel (Kr. Prüm), Jucken (Kr. Prüm), Lünebach (Kr. Prüm), Olmscheid (Kr. Prüm), Pintesfeld (Kr. Prüm), Ringhuscheid (Kr. Prüm), Schmelzbeer: Kruchten (Kr. Bitburg), Fliessem (Kr. Bitburg), Obergeckler (Kr. Bitburg), Sinspelt (Kr. Bitburg), Bitburg Stadt, Arzfeld (Kr. Prüm), Mürlenbach (Kr.Prüm); Schmesbeer, Schmäsbeer: Baustert (Kr. Bitburg), Lahr (Kr. Bitburg), Mettendorf (Kr. Bitburg), Wissmannsdorf (Kr. Bitburg).

LuxWb
Schmääspel, Schmääsbel (S.157)
Formen: Schmärbel, Schmäerbel, Schmäerzbeer, Schmäerzbel
Weitere Bedeutung: ‚Heidelbeere'



4. Wuchs
In einigen Gegenden wird die ‚Brombeere' auch "Heckenbeere" genannt, was sich zweifellos auf den dichten Wuchs der Brombeersträucher bezieht. Das Wort "Hecke" (westgerm. *hagjo(n); ahd. hegga; mhd. hegge, hecke, heck; (
Lexer 1.Bd., Sp.1201,28) mndl. hegge) beinhaltet aber mehrere Bedeutungen: 1. Umzäunung, 2. umzäuntes Grundstück, 3. Hain, Wald (vgl. Haag), 4. Dornstrauch. Mehrfach belegt ist dementsprechend auch die Verwendung der Brombeersträucher zur Umgrenzung von Grundstücken.

RhWb
Hecken - beere (Bd. 3, Sp. 393, Z. 55 - 60)
Form: Heckenbeer: Eisweiler (Kr. St. Wendel), Hofeld (Kr. St. Wendel), Seitzweiler (Kr. St. Wendel), Haupersweiler (Kr. St. Wendel), Oberkirchen(Kr. St. Wendel); Heckbes: Millingen (Kr. Rees); schwarze Heckenbeer: mancherorts mittlere Vorderpfalz
Weitere Bedeutungen:  1. ‚Beere des Weißdorns',
                                      2. ‚Hagebutte'
PfWb
Hecken - beere (Bd. 3, Sp.743, Z. 43 - 46), Hecken - bräumchen ( Bd. 3, Sp. 744, Z.4, Sp.745, Z.13 - 15)(s. auch B.5.e. Pflaume), Hecken - brombeere, - brummel (Bd. 3, Sp. 744, Z. 5 - 7)
Formen: Heckebeer, schwarze Heckebeer: mittlere Vorderpfalz; Heckebrumle, - bromle: Klingenmünster (Kr. Bergzabern), Gleiszellen-Gleishorbach (Kr. Bergzabern), Pleisweiler-Oberhofen (Kr. Bergzabern); Heckeplaumere: Bobenheim am Rhein (Kr. Frankenthal); Heckebraimcher: Großniedesheim (Kr. Frankenthal)


5. Standort
Auch der Standort der Pflanze an Wald- und Wegrändern, an Lichtungen, auf dem offenen Feld und an wasserreichen Stellen spiegelt sich in einigen Benennungen, wie z.B. "Randbeere" in Schlesien, "Steinbeere" in Franken, "Wildbeere" im ehemaligen Ostpreußen, "Waldbeere" in Masuren, Ostpreußen und Oberschlesien, "Ackerbeere" in Niederschlesien und auf Sylt, "Wasserbeere" in Oberbayern und in der Steiermark, "Tranbeere" (abgeleitet von tran, tron für ‚Fluß, fließende Feuchtigkeit') bei Innsbruck und "Bachbeere" im Elsass wider.

ElWb (Bd. 2, S. 76)
Bachbeere: Hirsingen (Kr. Altkirch)
Bedeutung: ‚mit blauem Schimmer überzogene Brombeere'