1.1. Definition von Semasiologie und Onomasiologie
 

1.1. Das Zeichenmodell nach Ferdinand de Saussure (1857 - 1913)

Als eine der ersten Grundlagen zur Betrachtung der Semasiologie und Onomasiologie gilt das bilaterale Zeichenmodell nach dem Genfer Linguisten Ferdinand de Saussure (1857 - 1913). In Anlehnung an die Zeichendefinition der mittelalterlichen Scholastik ("aliquid stat pro aliquo" bzw. "ein Zeichen steht für ein Bezeichnetes") kam de Saussure zu dem Ergebnis, dass jedes sprachliche Zeichen aus zwei zusammenhängenden Aspekten besteht, einer Inhaltsseite (signifié bzw. Zeicheninhalt) und einer Ausdrucksseite (signifiant bzw. Zeichenausdruck oder -form). Während man unter dem Zeicheninhalt eine imaginäre Vorstellung (concept oder Begriff) des Zeichens ‚im Kopf des Benutzers' versteht, handelt es sich beim Zeichenausdruck um dessen lautliche bzw. allgemein sprachliche Realisierung (image acoustique).

Inhalt und Ausdruck eines Zeichens sind zwar untrennbar miteinander verbunden, die jeweilige Zuordnung beider Seiten ist allerdings arbiträr, konventionell und assoziativ. Die Arbitrarität oder Willkürlichkeit der Zuordnung zeigt sich darin, dass die Inhaltsseite nicht die Ausdrucksseite bestimmt oder umgekehrt. So kann die Vorstellung ‚Baum' je nach der Sprache des Benutzers unterschiedlich realisiert werden (z.B. dt. "Baum", frz. "arbre", engl. "tree") Gleichzeitig unterliegt diese Zuordnung allerdings der Konvention, d.h. also einem stillschweigenden Abkommen einer größeren Anzahl von Zeichenbenutzern, die mit einem bestimmten Zeichenausdruck den - mehr oder weniger - gleichen Inhalt bzw. die gleiche Vorstellung verbinden. Darüber hinaus ist diese Zuordnung assoziativ, d.h. sie ist im Gedächtnis des Sprachbenutzers gespeichert und wird in der Regel automatisch durchgeführt.